Sonntag, 19. April 2015

Gedanken zu: Loslassen….

Ein Thema, das in der letzten Zeit immer wieder in Gesprächen mit Freunden und Bekannten aufgekommen ist: Loslassen. Dieses Thema scheint gerade Einige in meinem Umfeld zu betreffen, weshalb ich mir dazu eine ganze Reihe von Gedanken gemacht habe. Es passt auch irgendwie zu dem Thema Sich selber gut behandeln, auf welches ich in meinem Dezember-Artikel eingegangen bin.
Loslassen ist in praktisch allen Bereichen unseres Lebens relevant. Sei´s wenn es darum geht Denkmuster loszulassen, die nicht mehr aktuell sind, oder uns nicht gut tun, oder ein Ziel loszulassen, das sich als nicht realisierbar herausstellt, ein Job, der einfach nur frustrierend und energieraubend ist und und und.
Ich möchte mich in diesem Artikel aber auf das Loslassen von Menschen und Beziehungen, damit meine ich sowohl Freundschaften als auch romantische Beziehungen, konzentrieren, weil das in meinem Umfeld derzeit einfach die stärkste Relevanz zu haben scheint. 

Manchmal ist es unsere Entscheidung, manchmal wird die Entscheidung für uns getroffen, dass eine Beziehung ihr Ablaufdatum erreicht hat. In jedem Fall ist dieser Punkt im Leben mit viel Schmerz verbunden. Ich stelle jetzt mal die kühne Behauptung auf, dass das bis zu einem gewissen Grad für beide Beteiligten gilt. 

Gründe loszulassen können sein, dass eine Beziehung einfach auf Grund gelaufen ist, oder beide sich soweit auseinander entwickelt haben, dass es einfach keine gemeinsame Grundlage mehr gibt, oder dass beide so unterschiedliche Erwartungen an eine Beziehung haben, dass die Anpassung von beiden so stark sein müsste, dass Selbstwert und Respekt darunter leiden, oder dass die Liebe/Freundschaft einseitig ist weshalb es besser ist von der Person selber loszulassen. Gerade wenn Liebe oder Freundschaft einseitig ist kann es leicht passieren, dass man seinen Selbstwert untergräbt in dem Irrglauben, dass das in irgendeiner Form die Beziehung verbessern oder retten könnte.
Ganz im Gegenteil. Die andere Person entfernt sich dadurch nur noch weiter. Da hilft nur loslassen, und zwar nicht um etwas bei der anderen Person zu erreichen sondern einzig und allein für sich selber.
Das ist ein guter Zeitpunkt über den eigenen Wert, die eigenen Bedürfnisse und die eigenen Wünsche in Bezug auf Beziehungen nachzudenken was enorm dabei hilft um gehen zu lassen, wer nicht wertschätzen kann, was diese(r) an uns hat oder einfach komplett andere Vorstellungen von einer Beziehung hat.



Wenn ich so darüber reflektiere, wie sich der Loslösprozess bei mir normalerweise entwickelt, dann erkenne ich deutlich drei Phasen:
Zunächst tritt erst mal sowas wie ein Schockzustand ein in dem sich die Emotionensachterbahn zwischen völliger Erstarrung und Sturzbächen an Tränen bewegen kann. Unverständnis und eine gewisse Verweigerung die Tatsache anzunehmen, dass die Beziehung vorbei ist, sind meist hartnäckige Begleiterscheinung.

Nach einigen Tagen setzt sich dann die Trauer durch und meist können die Tränen dann schon Einiges an Reinigungsarbeit leisten. Dennoch gibt es in der Zeit immer noch sowas wie "Hoffnungs-Momente". Insofern ist das eine gefährliche Phase wenn noch Kontakt besteht, da jede freundliche Geste des Anderen meist Zugunsten von "vielleicht ja doch" geht. Sehr gefährlich, weil die Enttäuschung für gewöhnlich auf den Fuss folgt. Denn sind wir doch mal ehrlich: wie realistisch ist es, dass sich jetzt auf einmal alles geändert haben soll? Eben.

Irgendwann setzt ganz plötzlich Wut ein. Alles was davor vielleicht noch irgendetwas schöndenken (oder -reden) wollte weicht nun der Wut.
DAS ist bei mir der richtige Zeitpunkt um loslassen zu können. Früher dachte ich, dass Wut eine Emotion ist, die einfach nur böse ist und ich sie daher nicht haben darf. Was für ein gigantischer Blödsinn. Unterdrückte Wut ist ungesund und kann sogar gefährlich werden. Wut die man akzeptiert und annimmt hingegen ist ein großartiger Katalysator. Darin steckt enorm viel Kraft und Energie um Verantwortung übernehmen zu können um tatsächlich den Abschluss zu finden, der diese alte Tür verschließt, damit neue Türen aufgehen können. 
Nichtsdestotrotz heißt das in meinem Fall, dass ich dennoch eine anständige Portion Willenskraft brauche und ich tatsächlich Arbeit investieren muss um durch diesen Prozess durchzugehen, bis er abgeschlossen ist. In dieser Phase muss ich mir ganz bewusst jeden Tag vornehmen, dass ich jetzt loslasse.
Wenn die Wut ihre Arbeit getan hat habe ich losgelassen was ich ganz deutlich als ein Gefühl der Befreiung spüre.

Für jeden läuft dieser Prozess individuell ab, wichtig ist aber, glaube ich, dass man nicht an etwas hängen bleibt, das es letztendlich nicht wert ist irgendwas von sich selber aufzugeben. Damit meine ich nicht, dass die andere Person es nicht wert ist, sondern die Situation. Das ist für mich ein gewaltiger Unterschied. 
Die andere Person ist kein Bösewicht nur weil sie ihren eigenen Wünschen folgt. Für gewöhnlich will die Person einen ja nicht absichtlich verletzten, aber als Teil dessen den eigenen Selbstwert und die eigenen Wünsche zu respektieren passiert das. Und zwar jedem von uns. Das heißt jeder war schon mal auf beiden Seiten. 
Für beide Seiten ist sowas niemals leicht. Aber manchmal einfach besser so, was sich oft erst mit etwas Abstand erkennen lässt.

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