Samstag, 13. Dezember 2014

Gedanken zu: Sich selber gut behandeln

Nachdem ich vor einiger Zeit über diesen Ausschnitt aus einem Interview mit Elizabeth Gilbert (Autorin von Eat, Pray, Love) gestolpert bin, in dem sie darüber spricht, wie wichtig es ist, dass wir lernen uns selbst so gut zu behandeln, sodass wir Menschen und Situationen, die uns gut tun bzw. gut behandeln, in unsere Leben ziehen und diese dann auch erkennen und annehmen, habe ich immer wieder darüber nachgedacht, was dieses "mich selber gut behandeln" bedeuten könnte.
Es ist nämlich sehr leicht sich selber NICHT gut zu behandeln in dem wir uns selber schlecht machen und kritisieren, nicht genug Ruhe gönnen, irgendeinen Fraß reinstopfen, unser Sozialleben vernachlässigen, anderen Menschen erlauben mit unseren Gefühlen und unserer Zeit zu spielen, uns selbst belügen um in Situationen verharren zu können, die uns im schlimmsten Fall sogar schaden, uns soviel Arbeit aufbürden, dass wir nicht mehr wissen wo oben und unten ist, und und und.

In hektischen Zeiten wie zur Vorweihnachtszeit kann es besonders leicht passieren die eigenen Grenzen zu überschreiten und Stress Tür und Tor zu öffnen.
Seit ich Mama bin hat sich viel verändert. Ich habe mich in vielerlei Hinsicht verändert. Den Stress-Level den ich früher als "normal" akzeptiert habe, kann ich heute nur noch mit Kopf-schütteln und hochgezogener Augenbraue quittieren.

Das ging nicht von heute auf morgen und es fällt mir nicht immer leicht nicht wieder in alte Gewohnheiten zurückzufallen. Es ist ein "work in progress". 
Die wichtigste Erkenntnis war aber, dass es absolut essentiell ist auf mich zu schauen, meine Batterien immer wieder aufzutanken, darauf zu achten, dass ich so gut wie es eben möglich ist ausreichend Schlaf bekomme und einen so gesunden Lebenswandel zu führen, damit ich gesund bleibe, sonst kann ich gar nicht die Mama für Sonnenschein sein, die ich gerne sein möchte. 
Ich sehe das als meine Verantwortung als Mama. Meinem Kind und mir selbst gegenüber.

Nein-sagen lernen und Grenzen zu setzen spielt dabei eine genauso große Rolle wie die eigenen Bedürfnisse klar zu formulieren (die wenigsten Menschen können Gedanken lesen) bzw. diese selber so gut wie möglich zu erfüllen. Es geht nicht um perfekt, sondern um den Willen dahinter und die folgende Aktion

Noch wichtiger finde ich aber täglich Momente der Auszeit zu finden, in der Handy, Computer und alles, was sonst noch davon ablenken könnte ein paar Minuten absolute Ruhe genießen zu können, abgedreht sind.
Obwohl ich schon viele Jahre Yoga praktiziere, habe ich erst in den letzten Monaten Meditation so richtig für mich entdeckt. Das erforderte anfangs sehr viel Disziplin, weil die Ameisen im Hintern einfach nicht sitzen bleiben wollten. Mittlerweile hat sich mein Körper und mein Geist so daran gewöhnt, dass es zu meinem Tagesablauf dazugehört wie Zähneputzen. Und wenn ich nur drei Minuten dafür Zeit habe, dann sind´s halt nur drei Minuten. Aber immerhin.

Ganz besonders wichtig ist es mir auch mich gut zu ernähren. Damit meine ich keineswegs dogmatisch irgendeiner Diät eines Gesundheitsapostels zu folgen. Ganz im Gegenteil! Jede Form von strengen Regeln widerstrebt mir und ich finde das auch nicht gesund sich irgendwie zu kasteien - außer es liegen natürlich triftige Gründe wie z.B. Unverträglichkeiten, Krankheiten vor, die das notwendig machen.
Vielmehr geht es mir darum rauszufinden, was mir gut tut (und dazu gehört Schokolade :) - ich esse sie ja nicht kiloweise) und das dann auch wirklich zu genießen und das was mir nicht bekommt, wegzulassen. 

Auch gute Gespräche mit Freunden oder auch Fremden sind für mich eine Form der Nahrung - auf geistiger Ebene - und tragen enorm zum Aufladen der Batterien bei.

Am aller wichtigsten finde ich das Glück in den kleinen Dingen und Momenten zu finden. Zum Beispiel hatte ich diese Wochen einen so richtig stark erfüllenden Moment. Als ich Sonnenschein im Kindergarten in der Garderobe die Schuhe umzog, befiel mich plötzlich so ein riesiges Glücksgefühl, einfach deshalb, weil er da ist. Er ist das Größte, Schönste und Beste was ich je zustandegebracht habe - da kann kein noch so großer beruflicher Erfolg mithalten. 

Das war natürlich ein sehr großer Glücksmoment :) Aber auch ein Lächeln von Menschen, die mir auf der Straße begegnen, wenn die Orchidee auf meinem Fensterbrett nach einem Jahr wieder blüht, der Kaffee, der mir serviert wird mit besonderer Aufmerksamkeit gemacht wurde, oder mir ein Kuchen besonders gut gelingt, wenn die Freundin, der ich unsere Verabredung wegen Krankheit meines Kindes absagen musste sagt, dass sie einfach mit einer Flasche Wein zu mir kommt, weil es ihr wichtiger ist Zeit mir mir zu verbringen, als um die Häuser zu ziehen, erfüllt mich das mit großer Freude und Dankbarkeit.
Was auch immer es ist, dass das Herz zum Lächeln bringt, trägt auf jeden Fall zur Entspannung und zum eigenen Glück bei. Egal wie stressig der Alltag gerade ist.

Wir müssen unser Leben nicht von Grund auf umkrempeln um gut zu uns zu sein. Meistens reicht ein kurzes Innehalten um zu sehen, was vor einem ist, jetzt und hier. Und wir können lernen uns zu entscheiden, alles was uns nicht gut tut loszulassen. Manches davon scheint nicht in unserer Macht zu liegen. Die Steuererklärung wird nicht lustiger, muss aber gemacht werden. Stimmt! Aber ich habe mir angewöhnt mich davor UND danach richtig anständig dafür zu belohnen, wenn ich sie mache. Das ist jedenfalls eine Motivationshilfe und macht das Unumgängliche sehr viel leichter zu bewältigen.

Was auch immer euch gut tut, gönnt es euch doch, gerade jetzt. Wann, wenn nicht jetzt?

Zum Abschluss noch das Video des anfänglich erwähnten Interview-Ausschnittes mit Elizabeth Gilbert:


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